Orgel St. Marien

Foto: Hannelore Zapf
Foto: Hannelore Zapf

Geschichte der Orgel

 

Die Orgeln: Bei der Feier des liturgischen Gottesdienstes hatte man zuerst in der Notkapelle des Newelingschen Saales und später in der neuen Kirche ein Harmonium benutzt. Doch bald dachte man daran, eine neue Orgel anzuschaffen. Bereits im Jahre 1900 machte die Firma Franz Breil in Dorsten einen Vorschlag zum Orgelneubau. Die Orgel sollte zunächst so hergestellt werden, dass bei einer etwaigen späteren Vergrößerung dieselben Registerstimmen Verwendung finden konnten, Vorgesehen war eine pneumatische Orgel mit zwei Manualen und ein Pedal, umfassend 28 klingende Register. Nach Überwindung größerer Schwierigkeiten gelang es, vorläufig unter Mithilfe des Kirchenbausammelvereins "Leo" den jetzigen Teil der Orgel für 3.600 Mark einzubauen. Es wurde zunächst ein Manual mit neun Registern und ein freies Pedal mit drei Registern und einer Koppel geliefert. Die Klaviatur wurde an einer Seite des die Orgel umfassenden Gehäuses angebracht. Eine elektrisch betriebene Windmaschine "Ventus" sorgte ab 1928 für die Winderzeugung. Am Weihnachtsfeste 1901 konnte die neue Orgel zum ersten Male gespielt werden.


Im Jahr 1956 wurde ein Orgelneubau notwendig.

Anfang Dezember [1956] wurden die Gemeindemitglieder über die Notwendigkeit einer neuen Orgel informiert. Am Kirchweihfest, 17. November [1957], empfing unsere neue Orgel die kirchliche Weihe. Am gleichen Tage feierte unser Pfarr-Cäcilien-Chor sein 60jähriges Bestehen. Zu diesem besonderen Festtag kam der H. H. Weihbischof Dr. Hengsbach, der während des Zweiten Weltkrieges die Orgel spielte und den Chor dirigierte. Die alte Orgel von der Firma Breil in Dorsten mit 12 Registern war unzureichend und unbrauchbar geworden. Die neue Orgel wurde von der Orgelbaufirma Anton Feith in Paderborn hergestellt und eingebaut. Sie hat 29 klingende Register. Die Kosten beliefen sich auf 45.000,00 DM. Orgel nach der Kirchenrenovierung In den folgenden Jahren wurde der Instandhaltung der Orgel leider nur wenig Beachtung geschenkt, so dass eine Stimmung der Pfeifen oder gar eine Wartung nur sporadisch durchgeführt wurden. Bei der Kirchenrenovierung 1974/1975 wurde die Orgel nicht ausgebaut und sachgerecht gelagert, sondern verblieb spärlich abgedeckt im Kirchengebäude. Durch die Renovierungsarbeiten hat das gesamte Orgelwerk durch Verschmutzung sehr stark gelitten. Sogar Leitern wurden an den großen Prospektpfeifen angelehnt und diese dadurch beschädigt. Nach der Renovierung erfolgte eine Reinigung des Pfeifenwerks und der technischen Anlagen in der Kirche durch die Orgelbaufirma Siegfried Sauer in Höxter-Ottbergen. Im Jahr 1982 wurden sämtliche Membranen durch die Firma Sauer erneuert.  Im Jahr 2005, bei der Planung der letzten großen Kirchenrenovierung erfolgte eine komplette Reinigung der gesamten Anlage, die Erneuerung des Windgenerators sowie die dringend erforderliche Abdichtung der Windkanäle wurden in Angriff genommen. Im Zuge der Renovierung sollte das Orgelwerk um die noch fehlenden sechs Register erweitert werden. Somit wurden der Orgelsachverständige des Erzbistums Paderborn sowie mehrere Orgelbaufirmen hinzugezogen, um Vorschläge einzureichen. Man einigte sich schließlich darauf, die Auftragsvergabe an die Orgelbaufirma Stockmann in Werl zu vergeben. Vor der Innenrenovierung wurde somit das ganze Orgelwerk samt Spieltisch ausgebaut und zur Reinigung und Aufarbeitung nach Werl transportiert. Die Prospektpfeifen wurden sauber lackiert, neue Windladen für die zusätzlichen Register angefertigt und der Spieltisch zerlegt, gereinigt und nachjustiert. Dabei stellte sich heraus, dass die alten Registerwippen spröde geworden waren und ausgetauscht werden mussten. Nach der Fertigstellung der Innenrenovierung konnte der Einbau der restaurierten Orgel beginnen. Ein neuer und leiser Windgenerator wurde eingebaut und die Orgel um sechs neue Register erweitert. Da die "alte" Trompete 8´ aus dem Hauptwerk in das Pedalwerk versetzt wurde und eine neue Trompete 8´ nun das Hauptwerk bereichert, ist die Orgel jetzt um insgesamt sieben Register gewachsen und bietet dem Organisten nunmehr 36 klingende Register auf 3 Manualen.


Im Zuge der letzten Orgelreinigung im Jahre 2005 hatte die Orgel in St. Marien u.a. drei neue Zungenregister erhalten. Unglücklicherweise ist die klangliche Differenzierung der Zungen  damals überhaupt nicht herausgearbeitet worden, was zur Folge hatte, dass sie alle ähnlich klangen, egal ob Trompete oder Oboe.

 

Im Jahr 2016 entschloss sich die Gemeinde St. Marien dazu, auf Anraten ihrer Kirchenmusikerin und Kantorin Yvonne Kortmann, das eigentliche Potenzial der Orgel endlich auch zum Klingen zu bringen, da das Material der Zungen sehr gut war und man durch eine gute und feine Intonation durchaus das eigentliche Potenzial der Zungen herausarbeiten konnte sowie die Nachintonation einiger Prinzipale und Streicher und Mixturen. Zudem sollte endlich der Bau eines Schwellkastens für das 3. Manual erfolgen. Um die Orgel auf die Höhe der Zeit zu bringen sollte eine Setzeranlage eingebaut werden.

Nach Einholung mehrerer Angebote wurde der Auftrag an den Orgelbauer W.Gibisch vergeben.


 

Die Hauptwerkmixtur, Scharff 6-fach im ersten Manual, war als Klangkrone des Hauptwerks viel zu stark, eine Folge der Orgelbewegung der 50 er / 60 erJahre. Anstatt den anderen Registern Glanz zu verleihen, überdeckte sie deren Klang. Durch sorgfältige Nachintonation ließ sich dieses ändern und sie milder werden.

 

Um ein ausgewogenes Klangbild zu erreichen, wurden außerdem die Prinzipale und Streicher, Gambe 8 ́, Prinzipal 8 ́ und Superoktave 2 ́ nachintoniert. Die Intonation erfolgte durch den Intonateur Ludger Wiemers.

 

Im Zuge dieser Maßnahmen musste man auch die Funktion der Quintade 16´ überdenken, die an sich ein stark obertöniges Register ist, da der 3. Teilton besonders hervorgehoben wird. Der Klang läßt sich als näselnd beschreiben. In einer höheren Oktavlage wird sie gerne zur Färbung der Grundklänge benutzt. Hier war sie aber in 16´Lage auf dem Hauptwerk(HW) eher nutzlos und fand daher auch keine Verwendung, da sie als Fundament völlig ungeeignet war. Ein 16´Register sollte auf dem Hauptwerk aber als Fundament dienen und den Grundton bilden. Bei ihr war nur die Quinte zu hören.

 

Ein Bordun dagegen betont den Grundton und bildet ein unaufdringliches Fundament für den Klangaufbau.

  

Die vorhandene Quintade 16 ́ wurde durch einen gebrauchten, gut erhaltenen Bordun 16 ́ ausgetauscht. Dieser wurde technisch überarbeitet, mit einem entsprechenden Raster auf dem Stock der Quintade 16 ́ aufgestellt und durch sorgfältige Intonation in das Klangbild unserer Orgel eingefügt.

Er bildet nun das Fundament des Hauptwerks.

 

Es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass unser Orgelbauer Werner Gibisch uns einen        Bordun 16´ beschaffen konnte, der sich klanglich so gut in unsere Orgel einfügt.

 

Schwellkasten des Positivs

 

Der eigentliche musikalische Sinn eines Schwellkastens besteht darin, den durch die Register eingestellten Klang dynamisch von ganz leise bis zu ganz laut zu variieren, idealerweise ohne spürbare Abstufung.
Eine feinfühlige Bedienung des Schwellkastens des II. Manuals war aber vor der Renovierung 2016/17 nicht möglich, da die Betätigung der Schwellerjalousien durch einen pneumatischen Apparat erfolgte, der nur eine sehr grobe stufenweise Abstufung ermöglichte.

 

Durch den Einbau einer fein abgestuften elektrischen Steuerung läßt sich heute eine deutlich bessere Bedienung ermöglichen. Ergänzend dazu wurden die Jalousien des Schwellkastens durch Filzdichtungen optimiert, so dass der Schwellkasten leise schließen kann.

 

 

 

Schwellwerk III. Manual

 

Nach Informationen des Orgelsachverständigen Dr. Vorbeck war 2005 schon  ein Schwellkasten für das III. Manual vorgesehen, aber nicht umgesetzt worden.

 

Vor diesem Hintergrund erschien die vor 2016 unbefriedigende Klangdifferenzierung der Zungenregister völlig anders.

 

Mit dem  Bau eines Schwellkasten für das III. Manual, das eigentliche Schwellwerk, ergibt sich nun eine bessere Nutzung der vorhandenen Register. Die Jalousien des Schwellkastens öffnen zum Prospekt (vorne) und zum Hauptwerk (Seite).

 

Der Wandaufbau ist im Bereich des Emporenmauerwerks zweischichtig und hinterlüftet.

 

Dennoch blieb es erforderlich, die 2005 erneuerten Zungenregister gründlich nachzuintonieren.

 

Im Zuge dieser Maßnahme wurden nun die 2005 neu eingebauten Zungenregister Oboe 8 ́ und Trompette Harmonique 8 ́ im III. Manual und die Trompete 8 ́ im Hauptwerk gründlich nachintoniert.

 

Pedal

 

Da es auch immer wieder zu Störungen im Bereich der Pedalklaviatur kam,  wovon insbesondere  auch der Kontaktapparat betroffen war, entschloss man sich für eine neue Pedalklaviatur und eine Überholung der Mechanik des Kontaktapparates.

 

Ferner entschloss man sich im Zuge dieser Umbaumaßnahmen auch für den Einbau einer Setzeranlage der Firma Sinua, um die Orgel auf die Höhe der Zeit zu bringen und damit vielfältiger nutzen zu können.

 

Ein Setzer ist eine elektronische Speicher- und Bedieneinrichtung für die Registersteuerung. Diese macht es möglich, eine sehr große Anzahl von verschiedenen Registerkombinationen vorab einzustellen, diese zu speichern und auf Knopfdruck abzurufen. Diese Spiel- bzw. Bedienhilfe bewährt sich sowohl bei liturgischem als auch besonders bei konzertantem Literaturspiel.

  

Mit diesen Maßnahmen kann nun das gesamte Klangpotenzial dieser Orgel endlich auch ausschöpft und zur Geltung gebracht werden, denn die Voraussetzungen waren bereits gegeben.

 

 

Nur im harmonischen Zusammenspiel aller Register und Töne entsteht ein ausgewogener Klang!!

 


Disposition

Pedalwerk

 

 

Hauptwerk (I)

 

 

 

 

Positiv (II)

(schwellbar)

 

 

 

Schwellwerk (III)

 

1.


Offenbass 16´

 



                     


9.Bordun 16´ (neu ab 2017)

Quintade 16´(früher)

   

18.

Gedackt 8´

 

                

26. Ital. Prinzipal 8´

 

2.

Subbass 16´

 

10.


 Prinzipal 8´

   

19.

 

Weiden-

pfeife 8´

 

27.

Gamba 8´

(neu)

3.

Oktavbass 8´

 

11.

 

Holz-

flöte 8´

   

20.

Prinzipal 4´

 

28.

Sing. Gedackt 8´

 

4.

Pommer 8´

 

12.

Oktave 4´

   

21.

Rohrflöte 4´

 

29.

Praestant 4´

(neu)

5.

Piffaro 4´

 

13.

 

Koppel-

flöte 4´

   

22.

Nachthorn 2´

 

30.

Rohrquintade 4´

 

6.

Hintersatz 4fach

 

14.

Nasard 2 2/3´

   

23.

Terzflöte 1 3/5´

 

31.

Gemsquinte 2 2/3´

 

7.

Posaune 16´

 

15.

 

Super-

oktave 2´

   

24.

Mixtur 4fach

 

32.

Waldflöte 2´

(neu)

 

8.

Trompete 8´ (aus I.)

 

16.

Scharff 6fach

   

25.

Krummhorn 8´

 

33.

Rauschpfeife 2fach

(neu)

 
     

17.

Trompete 8´

(neu)

   

 

 

 

 

 

34.

Terzzymbel 3fach

   
                   

35.

Oboe 8´

(neu)

 
                   

36.

Trompette harm.8´

(neu)

 

Das Pfeifenwerk steht auf Kegelladen
mit elektropneumatischer Ton- und
Registersteuerung

Tremulant

 

Koppeln:

 

 

 

 

 

Man II-I, III-I, III-II

 

Ped I, II, III